Waldbrand Jüterbog

zuletzt aktualisiert: 14.06.2023, 20:00

Am 31.05. kam es zu einem Waldbrand im Forst Zinna-Jüterbog unmittelbar östlich von Keilberg und Planitzhöhe zwischen Jüterbog, Treuenbrietzen und Luckenwalde. In den folgenden Tagen wuchs die betroffene Fläche kontinuierlich an. War zu Beginn nur von wenigen Hektar die Rede, waren bald mehrere hundert Hektar betroffen (zum Zeitverlauf der Größe der betroffenen Fläche s.u.). Am 14. Juni ist der Brand erloschen.

Koordinaten des Brandes: N 52.0702, E 12.9997
Gesamtfläche: 733 ha
31.05.2023 – 14.06.2023 (15 Tage)

Schäden

Mithilfe von Satellitenbildern lässt sich das Schadensausmaß darstellen. Im Kontrast zum Bild vor dem Brand wird die betroffene Fläche deutlich. Sie lässt sich anhand der Bilder von Sentinel 2 L1C im Falschfarb-Infrarot gut erkennen. Anhand dieser Bilder lässt sich die Brandfläche auch im Zeitverlauf nachvollziehen. Betroffen sind, nach eigener Schätzung anhand der vorliegenden Bilder, zuerst etwa 90 ha am 03. Juni, 330 ha am 05. und ca. 700 ha am 10. Juni (der letzte Wert liegt etwas niedriger als offizielle Angaben).

Gebiet des Waldbrandes am 28.05.2023, vor Brandbeginn
geschädigte Fläche am 03.06.2023
geschädigte Flächen am 05.06.2023
geschädigte Flächen am 10.06.2023
Brandentwicklung

Aufgrund einer mehrere Tage anhaltenden Wolkendecke lässt sich die Brandaktivität nicht durchgehend nachverfolgen. Deutlich ist jedoch anhand der Aufnahmen vom 03.06. und 05.06. eine Ausbreitung in Ost- und Südrichtung, während sich die vom Feuer betroffene Fläche an den Wegen im Norden und Westen nicht weiter ausgebreitet hat. Zum 07.06. wurde der Brand Medienberichten zufolge durch Wind (von Norden) weiter angefacht. Dies deckt sich mit den Bildern des Satelliten-Überflugs vom 07.06., lockere Wolken verhindern einen detaillierten Blick, offensichtlich ist die Feuerfront jedoch deutlich weiter im Süden als noch am 05. Juni., die Flammen sind scheinbar bis zu den Wegen im Süden vorgedrungen. Die betroffene Fläche schätzen wir nun auf ca. 450 ha bzw. 4,5km². Zum 08. Juni wird die Brandfläche durch das Ordnungsamt mit 656 ha angegeben, seit dem 07. Juni wird mit Hubschraubern und Flugzeugen erneut aus der Luft gelöscht, Brandgeruch ist mittlerweile auch in Potsdam und den südlichen Rändern Berlins wahrnehmbar (Tagesspiegel). Damit gehört dieser Waldbrand offiziell zu den größten drei Waldbränden in Brandenburg seit 1994 (siehe „brandstarke“ Jahre 2022, 2019, 2018, historischer Rückblick 2005 & vgl 1994). Zuletzt brannte in Jüterbog eine größere Fläche 2019, damals waren es 872 ha (2019, S. 7). Am 09.06. wurde nach einer Verschärfung der Lage durch Wind die Großschadenslage ausgerufen, die Fläche des Brandes wird nun mit 718 ha angegeben (Morgenpost). Die Großschadenslage wurde zwei Tage später, am 11. Juni, aufgehoben. Der Brand sei unter Kontrolle, betroffen nun insgesamt 733 ha (ZDF). Zum 13. Juni flammten die Brände teilweise wieder auf, die aktive Brandfläche liege bei 2 ha (RBB). Am 14. Juni ist der Brand nach Auflaufen auf vegetationsfreie Schutzstreifen erloschen (RBB).

Brandaktivität am 03.06.2023, Thermalbild von Landsat 8-9 überlagert auf Orthofoto (Copernicus Sentinel Data)
Brandaktivität am 05.06.2023 (modified Copernicus Sentinel Data)

Brandaktivität am 07.06.2023 (modified Copernicus Sentinel Data)

Bild der Bundespolizei von einem (Lösch-) Überflug am 08.06.2023, veröffentlicht um 11:23

Geolocation: N 52.04802, E 13.02632

Standort auf Satellitenbild vom 05.06.2023, modified Copernicus Sentinel Data 2023

Datenstandbetroffene FlächeEinsatzkräfte
01.06.202313 ha (RBB)
02.06.202327 (+) ha (RBB)
03.06.202390 ha (Schätzung auf Basis von Satellitenbildern, s.o.)
04.06.2023150 ha (RBB)
05.06.2023324 ha (J. Geiler)
07.06.2023450 ha (Schätzung auf Basis von Satellitenbildern, s.o.)90 (Zeit)
08.06.2023656 ha (Tagesspiegel)
09.06.2023718 ha (Morgenpost)100 (Mopo)
11.06.2023733 ha (ZDF)
bekannte Ausdehnungen des Waldbrands im Zeitverlauf
Munitions-Altlasten

Große Teile der Brandflächen sind Medienberichten zufolge mit Munitions-Altlasten kontaminiert, sodass Löscharbeiten direkt an der Feuerlinie nicht möglich sind. Hierzu existiert ein Facebook-Post des Accounts „Reiseregion Stadt Jüterbog“ von 2019, der eine Karte der Munitionsaltlasten auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog bereitstellt. Im Original ist diese Karte von Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, Datenstand ist 2016. Verglichen mit der Brandfläche (s.o.), die oben links unterhalb der spitzen Kurve liegt, ist erkennbar, dass insbesondere die südlichen Ränder des Brandes in der Gefährdungszone II / Roten Zone liegen. Jedoch ist die Datenqualität und Verlässlichkeit hier fraglich und Vorsicht bei den Einsatzkräften vor Ort in jedem Fall sinnvoll.

In demselben Facebook-Post heißt es dazu:

Das Gebiet rund um den Keilberg ist bekannterweise sehr stark kontaminiert, bei früheren Beprobungen wurden Kampfmittel aller Art gefunden, unter anderem phosphorhaltige, arsenhaltige und uranangereicherte Munition, u.a. See-Minen, U-Boot-Bewaffnung. Panzerfäuste, Tretmienen, Granaten und vieles mehr. Der Truppenübungsplatz Jüterbog diente in mehr als 180 Jahren Militärgeschichte […] als Testgelände für die Entwicklung und Anwendung von Kampfmitteln. Das gesamte Gebiet […] wurde dabei bis auf wenige Wege bislang nie beräumt!